Die Spannung war groß in der letzten Stunde vor Trainingsbeginn. Mit Mark Haubold, dem Kumite-Weltmeister 1998 und Marcus Gutzmer, Landestrainer Niedersachsen, hatten sich zwei bedeutende Trainer für den Karatelehrgang am 27. und 28. April angesagt. Beim Ausrichter, der Abteilung Kinder- und Jugendkarate des TSV Grünwald, war deshalb die Aufregung und Neugier über die zwei Trainer aus dem hohen Norden entsprechend groß. Üblicherweise laden Karate Vereine immer wieder bekannte Trainer ein, die im Rahmen von Trainingseinheiten interessierten Karateka, nicht nur Mitgliedern des eigenen Vereins, neue Impulse über ihre Sportart geben.

Marcus Gutzmer, seines Zeichens ein Könner in Sachen Form im Karate, ist mehrfacher Shotokan Cup Sieger. Das allein sagt noch lange nicht das aus, was er im Training beibringen kann. Mit der ersten Trainingseinheit zeigte er in der Unterstufe neue Übungsmöglichkeiten für eine Kata, die für den werdenden Orange-Gurte wichtig ist. Kata ist im Karate die Bezeichung für eine festgelegte Schrittfolge von Techniken. Zu jedem neuen Gürtel muss der Prüfling eine weitere Kata vorzeigen. Die Katas steigen im Schwierigkeitsgrad an, insgesamt gibt es 25 verschiedene Kata für die Stilrichtung Shotokan.

In der anschliessenden Trainingseinheit zeigte Mark fundierte und wirksame Kombinationen aus seinen Erfahrungen auf der Kampffläche. Mit seinem Kumite-Training war der Gegenpol zum Katatraining geboten. Kumite ist im Karate der Kampf mit dem Partner. Der Schwierigkeitsgrad reicht hier von der abgesprochenen Technikfolge aus Angriff und Abwehr bis hin zum Freikampf mit freier Wahl der Technik. Mit dem Partner wurden so einige grundlegende Kombinationen geübt, Fragen und Unklarheiten wurden durch die häufigen Zwiegspräche von Schüler und Trainer im Keim erstickt.

Mit dem Bo Training von wurde eine hierzulande exotische Abwechslung zum üblichen Karatetraining geboten. Der Bo ist ein 1,80 m langer Stock mit einem Durchmesser von etwa 2-3 cm. In Japan ist das Training mit dem Bo Bestandteil des Karate Trainings. Marcus zeigte einige grundlegende Partnerübungen. Das Training machte wirklich Spaß, denn es war so ausgelegt, dass keinerlei Grundkenntnisse im Umgang mit dem Stock vorausgesetzt waren. Daneben ist das Bo Training bei weitem nicht so anstrengend wie Karate Training. 
Mit drei verschiedenen Trainingeinheiten Kata - Kumite - Bo war auf dem Lehrgang an beiden Tagen ein umfassendes Angebot mit hoher Qualität geboten. Was also steht der Aussage der Trainer entgegen, denen es ebenfalls sehr gut gefallen hat: Sie wollen wiederkommen. Während des gemütlichen Abends haben wir harte Bedingungen ausgemacht: Wenn sie wiederkommen, frieren wir die Kuheuter ein (das schlimmste, was man einem Weltmeister auftischen kann) und setzen dafür Riesenschüssel Spaghetti frutti di mare auf (Leibgericht vom Weltmeister). Dafür werden sie uns näher in Weizen-Do einführen...

Clemens Helmbrecht

Erschienen:

  • Grünwalder Isar-Anzeiger, 17. Mai 2002