Daß es im Karate - wie auch in allen anderen Budosportarten - verschiedene Gürtelfarben gibt, an welchen man das Können eines jeden Budoka erkennen kann, weiß eigentlich jeder. Weniger bekannt sein dürfte hingegen, daß es ein harter und langer Weg vom Weißgurt bis zum Schwarzgurt ist. Nur etwa einer von hundert Anfängern hält bis zur Schwarzgurtprüfung durch. Deshalb freuen wir uns besonders, daß wieder viele Schüler unseres Dojos eine weitere Prüfung auf diesem Weg gemeistert haben, viele sogar mit besonderem Lob des Prüfers. Doch bevor wir den Karateka unseren Glückwunsch aussprechen dürfen, möchten wir das für Außenstehende recht schwer begreifbare System der Gürtelfarben, der Kyu- und Dangrade, erklären.

Im Budo (so werden die fernöstlichen Kampfkünste allgemein bezeichnet) gibt es die Schülergrade (Kyugrade) und die Meistergrade (Dangrade). Im Karate beginnen die Schülergrade mit dem weißen Gürtel (9. Kyu), darauf folgen die Farben Gelb (8. Kyu), Orange (7. Kyu), Grün (6. Kyu), zweimal Violett (5. und 4. Kyu) und 
dreimal Braun (3. bis 1. Kyu). Für jeden Kyugrad muß eine eigene Prüfung abgelegt werden, auch für den weißen Gürtel. Zwischen den Prüfungen gibt es Wartezeiten, die sich je nach Trainingshäufigkeit durchaus auf ein Jahr oder mehr verlängern können. Bei den Meistergraden ist die Sache etwas einfacher. Auch hier gibt es neun Gürtelstufen, aber nur eine Farbe: Schwarz. Jedoch ist hier der Dan mit der größten Nummer auch der 
Höchste. Für den 1. bis zum 7. Dan muß je eine Prüfung abgelegt werden, der 8. und der 9. Dan werden für besondere Leistungen verliehen. Auch hier gibt es Wartezeiten, die aber erheblich länger sind als bei den Schülergraden.

Die Prüfung am 17. Februar nahm Herbert Perchtold (3. Dan) vom USC München ab. Er war mit den gezeigten Leistungen sehr zufrieden und konnte am Schluß folgendes Ergebnis bekannt geben:

Die Prüfung zum gelben Gürtel (8. Kyu) bestanden Anna Bechler, Georg Cronauer, Joshua Ermecke, Philipp Maute und Simon Pauli. Den orangen Gürtel (7. Kyu) erreichten Maximilian Bleicher, Joan Klatt und Ludwig Meyer. Isabel Spangenberg wurde für ihre sehr gute Leistung der 1. Violettgurt (5. Kyu) verliehen. Mit dem 2. Violettgurt (4. Kyu) haben Thomas Lehnert und Max Obermaier einen weiteren Schritt in Richtung Braungurt getätigt.

Allen Prüflingen wünschen wir auf ihrem weiteren Karate - Weg alles Gute, viel Erfolg, vor allem Spaß und ein weiterhin verletzungsfreies Training. Ihr habt eine gute Leistung und viel Einsatz gezeigt.

Am darauffolgenden Wochenende gab es für einige Karateka noch ein weiteres Highlight. Albrecht Pflüger (6. Dan) hielt in Langenau bei Ulm einen Lehrgang ab. Pflüger gilt als Karate - Pionier, er hat das Karate in Deutschland mit aufgebaut und war lange Jahre Vorsitzender des Deutschen Karate Verbandes. Ähnlich wie alte japanische Meister sieht er Karate mehr als Kampfkunst denn als Wettkampfsport, seine Stärken sind vor allem Kata (eine Folge von genau vorgegebenen Techniken) und Selbstverteidigung. Hierbei läßt er auch immer wieder Techniken aus Judo, Ju-Jutsu und Aikido einfließen, was vor allem bei fortgeschrittenen Karateka auf Interesse stößt. Auf dem Lehrgang zeigte er vor allem Hebel und Würfe, die nicht nur darauf abzielten, den Gegner mit einfachen Mitteln kampfunfähig am Boden zu halten, sondern ihn auch zu verletzen. Leider gibt es immer wieder Situationen, die solch ein Handeln verlangen. Pflüger betonte in diesem Zusammenhang aber beharrlich, daß es viel besser sei einen Konflikt erst gar nicht auftreten zu lassen, denn eine Garantie zum Sieg gibt es nicht. Eine Kampfkunst erhöht lediglich die Chance darauf. Aus diesem Grund wird ein Budoka einen Kampf immer vermeiden, ob nun durch Diskussion, der Herausgabe von Wertgegenständen oder durch Flucht. „Siegen durch Verlieren“ oder „Siegen durch Vernunft“ wird dieser Grundsatz auch genannt, Gewalt ist das allerletzte Mittel um einen Konflikt zu beenden.

Den sehr gelungenen Abschluß des Lehrgangs bildete ein sogenanntes Mondo Lehrgespräch. Hierbei konnten die Teilnehmer dem Referenten in zwangloser Runde Fragen stellen, die dieser dann geduldig und mit viel Engagement beantwortete. Eine solche Bereitschaft vermisse ich bei Größen vieler anderer Sportarten. Bilder vom Lehrgang finden Sie auch im Internet unter http://www.Karate-Gruenwald.de/

Max Obermaier

Die Lehrgangsteilnehmer des TSV Grünwald und Albrecht Pflüger

Training beim Karatelehrgang

Erschienen:

  • Grünwalder Isar-Anzeiger, 3. März 2000